Top 50 Projekt

Bewertung der Umweltperformance der weltweit größten
Chemie- und Pharmafirmen

Inhaltsverzeichnis

1.0 INHALT UND HINTERGRUND DER TOP50-STUDIE

1.1 HINTERGRUND DES TOP50-PROJEKTES
1.2 ZIELE DES TOP50-PROJEKTES
1.3 ABLAUF EINER TOP50-STUDIE
1.4 ZEITLICHER ABLAUF DER DREI TOP50-STUDIEN

2.0 METHODE DER TOP50-UNTERSUCHUNG

2.1 METHODISCHE GRUNDLAGE: DAS „INTELLIGENTE PRODUKTE SYSTEM“
2.2 DER TOP50-FRAGEBOGEN
2.3 VERGLEICHBARKEIT DER UNTERNEHMEN
2.4 BEWERTUNGSMETHODE

3.0 DIE 2.TOP50-STUDIE

4.0 ALLGEMEINE ERGEBNISSE DER 2.TOP50-STUDIE

4.1 UMWELTBEZOGENE UNTERNEHMENSPOLITIK
4.2 WELTWEITE EINHEITLICHKEIT VON UMWELTSTANDARDS
4.3 UMWELTMANAGEMENT-SYSTEME
4.4 ENTWICKLUNG VON UMWELTVERTRÄGLICHEREN PRODUKTEN
4.5 NACHHALTIGE PROZEßOPTIMIERUNG
4.6 INFORMATIONSPOLITIK
4.7 UMGANG MIT ABFÄLLEN UND RÜCKNAHME VON PRODUKTEN
4.8 VERHINDERUNG VON UMWELTSTÖRFÄLLEN
4.9 SANIERUNGSPROGRAMME
4.10 EXTERNE UMWELTAKTIVITÄTEN

5.0 DIE 3.TOP50-STUDIE

6.0 ZUSAMMENFASSUNG

7.0 VERÖFFENTLICHUNGEN

8.0 BESTELLFORMULAR

 

1 Inhalt und Hintergrund der Top50-Studie

Das Top50-Projekt evaluiert und bewertet die Umweltperformance der 50 weltweit umsatzstärksten Chemie- und Pharmaunternehmen.
Die Informationsgrundlage bilden zum einen Informationen der Firmen selbst, die mit einem umfangreichen Fragebogen aufgenommen und durch Unternehmensinformationen ergänzt werden und zum anderen die Ergebnisse der Recherche firmenexterner Quellen.

1.1 Hintergrund des Top50-Projektes

Produkte und Produktion der chemischen Industrie sind in hohem Maße umweltrelevant. Die chemische Industrie produziert in großtechnischem Maßstab Substanzen wie sie in der Natur nicht, oder aber in weit geringerer Konzentration anzutreffen sind. Die umweltwissenschaftliche Kenntnis über die Wirkungen dieser Substanzen in der Natur steht erst am Beginn.
Gleichzeitig ist die Produktion chemischer Verbindungen derart komplex, daß sie nur von Fachleuten nachvollzogen werden kann. Eine Transparenz für Nicht-Fachleute ist praktisch nicht gegeben. Die Produkte dienen als Inputfaktoren für viele andere produzierende Industrien. Obwohl sie nur selten, wie z.B. beim Kunststoff, unmittelbar wahrgenommen werden, üben sie einen direkten Einfluß auf die Umweltrelevanz der globalen Materialströme aus.

In Folge großer Chemieunfälle wie Bhopal und Schweizerhalle veröffentlichte die Chemieindustrie in den späten 80er Jahren erste Umweltberichte. Ziel war es, die Öffentlichkeit zu beruhigen und das Negativimage der chemischen Industrie zu revidieren. Das Resultat bestand meist in der Veröffentlichung einseitiger Information. Am Negativimage der chemischen Industrie in der Öffentlichkeit änderte sich dabei wenig. Nach wie vor herrscht eine Art kritische Distanz vor.

Ein wichtiger Vorteil der Top50-Untersuchung ist, daß die Umweltaktivitäten der Chemieindustrie über einen längeren Zeithorizont dargestellt werden können als dies in der Presse möglich ist. So werden längerfristige Entwicklungen deutlich. Dies gibt der Öffentlichkeit die Möglichkeit einen besseren Überblick über die Umweltsituation der Chemieindustrie zu bekommen. Die Top50-Untersuchung wurde mit dem Ziel gestartet, die Öffentlichkeit umfassender zu informieren.

Eine wesentliche Motivation für das Top50-Projekt besteht in der Tatsache, daß einige Chemiefirmen in spezifischen Bereichen positive Ansätze für einen effektiven Umweltschutz aufzuweisen haben. Diese werden allerdings von der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen, da die chemische Industrie zumeist als ein Ganzes gesehen wird, und nicht zwischen den einzelnen Firmen differenziert wird. Das Hamburger Umweltinstitut möchte mit seiner Studie auf wesentliche umweltrelevante Unterschiede zwischen den einzelnen Firmen hinweisen, einen ökologischen Wettbewerb initiieren und damit die Umweltverträglichkeit der Chemieproduktion insgesamt voranbringen.

1.2 Ziele des Top50-Projektes

Die wesentlichen Ziele der Untersuchung lassen sich wie folgt umreißen:

  • Transparenz durch unabhängige Information der Öffentlichkeit
  • Initiierung eines ökologischen Wettbewerbs
  • Unterstützung der Unternehmen beim Aufbau eines effizienten Umweltmanagements
  • Kontinuierliche Verbesserung der Umweltperformance der Unternehmen
  • Information von Hochschulabsolventen über potentielle Arbeitgeber

Das Projekt will der Öffentlichkeit umweltrelevante Informationen zur Verfügung stellen, die als Entscheidungsbasis für die Umsetzung ökologischer Präferenzen genutzt werden können. Dies gilt vor allem für Aktionäre und Kunden, die durch Berücksichtigung von Umweltbelangen im Entscheidungsprozeß die Möglichkeit haben, die Konversion der Chemieindustrie hin zu mehr Umweltverträglichkeit zu fördern.

Nach Außen will das Top50-Projekt vorwiegend positive Beispiele aus spezifischen Umweltschutzbereichen kommunizieren. Dahinter steht die Idee, einen „ökologischen Wettbewerb“ in der Chemieindustrie zu fördern. Die Studie will auch aufzeigen, daß umweltverträgliche Lösungen in vielen Fällen auch ökonomisch profitable Lösungen sind.

Weiterhin will das Top50-Projekt auch Personen innerhalb der Industrie unterstützen, die sich für ökologische Belange einsetzen. Die teilnehmenden Firmen bekommen mit dem Top50-Fragebogen ein Instrument für eine Selbsteinschätzung an die Hand. Die Firmen bekommen in dem im Rahmen des Projektes stattfindenden Diskussionsprozeß auch Feedback zu ihrer Performance und externe Anregungen von Seiten des Hamburger Umweltinstituts, d.h. von einer umweltwissenschaftlichen Seite.

Ein weiteres Ziel der Studie ist es, Absolventen mit hoher Motivation und sehr guten Qualifikationen Informationen über potentielle zukünftige Arbeitgeber zur Verfügung zu stellen. Diese Absolventen repräsentieren ein großes Potential für die Unternehmen. Es ist daher aus Umweltbelangen wichtig, welche Firmen diese Potential nutzen können. Im Umweltbereich proaktiv agierende Firmen sollen durch das Top50-Projekt unterstützt werden.

1.3 Ablauf einer Top50-Studie

Der erste Fragebogen zur Top50-Untersuchung wurde 1990 entwickelt. Die Resultate der ersten Untersuchung wurden im Januar 1994 veröffentlicht. Der Ablauf einer Studie wird im folgenden beschrieben.

  • Überarbeitung des Fragebogens in Zusammenarbeit mit teilnehmenden Firmen und unabhängigen Organisationen. Anpassung der Bewertungsmatrix an die Änderungen des Fragebogens.
  • Aufbau und Pflege der Adressdatenbank mit den Ansprechpartnern in den Top50-Unternehmen.
  • Versand des Fragebogens an die Top50-Unternehmen. Wiederholte Kontaktaufnahme zu allen Firmen bezüglich der Beantwortung des Fragebogens.
  • Recherche von Firmeninformation aus firmeneigenen und weiteren, unabhängigen Quellen. Es werden firmenexterne Informationsquellen unterschiedlicher Art genutzt, so etwa Bibliotheken, Magazine und Datenbanken. Weiterhin werden Informationen durch Befragung von anderen Umweltforschungsinstituten, Umweltorganisationen, Industrieverbänden und individuellen Experten aus dem Umwelt- und Industriesektor recherchiert.
  • Auswertung der Fragebogen und der Firmeninformationen. Ergänzung durch Informationen aus externen Quellen. Resultat dieses Arbeitsschrittes ist ein internes Firmenprofil, welches die Datenbasis für die Bewertung enthält.
  • Bewertung der Firmen aufgrund der Firmenprofile und anhand der Bewertungsmatrix.
  • Die Resultate der Bewertung wurden in Firmenportraits festgehalten, welche durch einen Evaluationsbogen ergänzt wurden, der die detaillierte Bewertung wiedergibt.
  • Die Resultate der Bewertung wurden an die einzelnen Firmen verschickt. Die Firmen wurden aufgefordert die Bewertungen zu kommentieren, um sicherzustellen, daß die zugrundeliegende Information korrekt und aktuell ist. Etwa die Hälfte der Firmen nehmen i.d.R. diese Gelegenheit wahr.
  • Im Verlauf der Studie finden Treffen mit Vertreter der Top50-Unternehmen statt: zwecks Überarbeitung des Fragebogens, während der Beantwortung des Fragebogens, und zwecks Diskussion der Resultate. Die Treffen finden mit allen Firmen statt die dies wollten. Diese Treffen wurden sowohl von den Firmen als auch von den HUI-Wissenschaftlern als effizienter Weg gesehen, ein Ziel der Studie, nämlich die Unterstützung der Firmen bei der ökologischen Optimierung ihrer Aktivitäten durch Diskussion und externe Anregungen, zu erreichen.

1.4 Zeitlicher Ablauf der drei Top50-Studien

 


Phasen der Top50-Studie

1989-1994 1. Top50-Studie
1994-1996 2. Top50-Studie
1996-1999 3. Top50-Studie

2 Methode der Top50-Untersuchung

2.1 Methodische Grundlage: das „Intelligente Produkte System“

Die Top50-Untersuchung basiert auf dem „Intelligenten Produkte System“ (IPS). Das IPS wurde von Prof. Michael Braungart und Justus Engelfried entwickelt und 1993 mit dem „Océ van der Grinten“-Preis ausgezeichnet. Das „Intelligente Produkte System“ stellt eine konzeptionelle Basis für ein zukunftsfähiges Wirtschaftssystem dar. Das IPS basiert auf der Einteilung aller Produkte in 3 Güterarten, die in Abbildung 1 dargestellt ist.

Abb. 1: Güterarten im „Intelligenten Produkte System“ [BRAUNGART et al.]

 

Für jede der 3 Güterarten wurden spezifische Kriterien definiert, die Güter in einer nachhaltigen Wirtschaft erfüllen müssen. Die Basiskriterien sind:
 

a) Verbrauchsprodukte müssen in biologischen Kreisläufen geführt werden können
b) Gebrauchsprodukte müssen in technischen Kreisläufen geführt werden und
c) unverkäufliche Produkte müssen in einem „Abfallparkhaus“ solange
    zwischengelagert werden, bis eine umweltverträgliche Behandlung möglich ist.

2.1.1 Verbrauchsgüter

Verbrauchsgüter, z.B. Waschmittel oder Pestizide, liegen nach der Erfüllung ihrer Funktion zumeist nicht mehr in ihrer ursprünglichen Form vor. Daher müssen sie in Art und Menge in biologischen Kreisläufen zirkulieren können, ohne das ökologische System zu beeinträchtigen. Folgende Kriterien müssen von diesen Produkten erfüllt werden, damit Umwelt- und Gesundheitsbeeinträchtigungen durch den Konsum dieser Güter vermieden werden:

  • sie müssen biologisch abbaubar sein.
  • die Produkte und ihre Metaboliten dürfen sich nicht in Umweltmedien bzw. Nahrungsketten anreichern.
  • sie dürfen nicht kanzerogen, teratogen, mutagen und in den auftretenden
  • Konzentrationen nicht toxisch für den Menschen sein.
  • die verwendeten Substanzen müssen im Picogramm-Bereich nachweisbar sein, um
  • Aussagen über deren Verbleib in der Umwelt machen zu können.
  • sie dürfen langfristig keine ökologischen Gleichgewichte beeinträchtigen.

2.1.2 Gebrauchsgüter

Gebrauchsgüter sind Produkte, die vom Konsumenten ausschließlich zur Bereitstellung einer „Dienstleistung“ genutzt werden. So wollen die Menschen in der Regel einen Fernseher nicht besitzen, sondern fragen die Dienstleistung „Information und Unterhaltung“ nach. Gebrauchsgüter müssen so konfiguriert werden, daß technische Kreisläufe realisiert werden können, die die Materialien für die weitere Nutzung auf gleichem qualitativen Niveau erhalten.

Im Rahmen des „Intelligenten Produkte System“ werden für solche Güter Servicekonzepte oder Ökoleasing-Konzepte vorgeschlagen. In diesem System würden Gebrauchsgüter vom Produzenten nur „ausgeliehen“. Das Servicekonzept sieht eine Rücknahme des Gebrauchsgutes durch den Produzenten vor. Durch die anschließende Demontage und Verwendung der Materialien zum gleichen Einsatzzweck kann eine produktorientierte, umweltverträgliche Produktionsweise umgesetzt werden. Unter Umweltaspekten gesehen ist ein Vorteil von Servicekonzepten, daß die eingesetzten Materialien im Eigentum des Herstellers verbleiben.
Dieser hat dadurch ein direktes ökonomisches Interesse, die eingesetzte Menge an Rohmaterial zu vermindern und Materialien mit einer hohen Umweltqualität einzusetzen.

2.1.3 Unveräußerliche Güter

Unverkäufliche Güter stellen i.d.R. keinen ökonomischen Wert dar. Es handelt sich größtenteils um umwelt- und gesundheitsgefährdende Reststoffe aus der industriellen Produktion, für die zur Zeit keine sinnvolle Möglichkeit zur Kreislaufschließung existiert. Diese Güter sollten längerfristig nicht mehr produziert werden. Als Zwischenlösung schlägt das „Intelligente Produkte System“ eine Lagerung in einem „Abfallparkhaus“ vor, bis eine umweltverträgliche Behandlung möglich ist.

Die Besonderheit des Ansatzes besteht darin, die Gebühren mit der Einlagerungsdauer zu erhöhen, um den ökonomischen Anreiz zur Problemlösung zu verstärken.

2.2 Der Top50-Fragebogen

Der Fragebogen basiert auf den Kriterien des „Intelligenten Produkte Systems“. Er umfaßt 10 Themengebiete, mit insgesamt 55 Einzelfragen mit teilweise mehreren Unterfragen. Die Themengebiete und deren Gewichtung sind in Abbildung 2 dargestellt.
 


I
Umweltbezogene Unternehmenspolitik und ihre Umsetzung in den strategischen Langzeitzielen
10%
II
Weltweite Einheitlichkeit von Umweltstandards
10%
III
Umweltmanagement-Systeme
15%
IV
Entwicklung von umweltverträglichen Produkten 
15%
V
Nachhaltige Prozeßoptimierung
15%
VI
Informationspolitik
10%
VII
Umgang mit Abfällen und Rücknahme von Produkten
10%
VIII
Verhinderung von Umweltstörfällen 
5%
IX
Sanierungsprogramme
5%
X
Externe Umweltaktivitäten
5%

 

            Abb. 2 : Themengebiete und ihre Gewichtung im Top50-Fragebogen

Der Schwerpunkt der Bewertung liegt auf den Blöcken III, IV und V (insgesamt 45%). Diese zeigen am deutlichsten die Umsetzung umweltrelevanter Unternehmensrichtlinien und -ziele in reale Umweltschutzmaßnahmen.

Der Fragebogen enthält einige Fragen mit stark proaktivem Charakter, die eine klare Aussage zum Stand der Umsetzung von Umweltverträglichkeit fordern. So wird etwa unter IV. „Entwicklung von umweltverträglichen Produkten“ nach der Durchführung von Abbaubarkeitstests gefragt, aber auch nach der Implementation von Servicekonzepten. Diesen proaktiven Fragen wird im Vergleich zu Fragen, die sich eher mit End-of-Pipe Maßnahmen beschäftigen, ein höheres Gewicht beigemessen. Hier dokumentiert sich der Lenkungscharakter der Untersuchung.

Die maximal erreichbare Zahl von 500 Punkten entspricht eher einem Idealwert, der von sehr hohen Ansprüchen getragen wird. Das Gewicht der einzelnen Fragen liegt zwischen 1 und 5% (5 bis 25 Punkte). Es werden sowohl quantitative als auch qualitative Parameter abgefragt.

2.3 Vergleichbarkeit der Unternehmen

Das Spektrum der in die Untersuchung einbezogenen Unternehmen reicht von Grundchemikalienhersteller bis hin zu Pharmaunternehmen. Die Produktpalette kann sich zum Teil erheblich unterscheiden, beinhaltet aber in fast allen Fällen auch Grundchemikalienproduktion. Die Bewertung erfolgte in jedem Fall unter Berücksichtigung der Grundchemikalien, so z.B. für Johnson&Johnson, wo Grundchemikalien ca. 30% des Produktportfolios ausmachen.
Vergleicht man die Gewichtung der Themenbereiche zeigt sich, daß Differenzen in der Bewertung aufgrund unterschiedlicher Produktportfolios von 15%, maximal 30% möglich sind. Diese können in den Bereichen „Produkte“ (IV) und „Prozesse“ (V) entstehen. Aus diesem Grund werden im Ranking die Hauptgeschäftsfelder der Unternehmen explizit aufgeführt.
In den anderen Bereichen des Fragebogens lassen sich alle Hersteller vergleichen.

2.4 Bewertungsmethode

Um eine einheitliche Bewertung aller Firmen zu gewährleisten, wird eine Bewertungsmatrix erarbeitet, die festlegt, was im Detail von einer Firma erfüllt werden muß, um eine bestimmte Punktzahl zu erreichen. Damit werden konkret nachvollziehbare Benchmarks definiert. Die Anwendung der Bewertungsmatrix verhindert auch unterschiedliche Bewertungen durch verschiedene Wissenschaftler. Sie stellt eine der Maßnahmen dar, die ergriffen wurden, um eine hohe Konsistenz in der Bewertung unterschiedlicher Firmen zu sichern.
Der gesamte Prozeß wurde im Interesse einer nachvollziehbaren und personenunabhängigen Bewertung gestaltet. Im ersten Schritt wurden die Umweltaktivitäten, basierend auf den Firmenprofilen und der Bewertungsmatrix, von einem Wissenschaftler bewertet. Die Resultate dieser Einzelbewertung wurden von einem weiteren Wissenschaftler geprüft und schließlich im Wissenschaftlerforum diskutiert. Die dabei gezogenen Quervergleiche sind wichtige Schritte im Bewertungsprozeß, vor allem bei qualitativen Fragen, wo eine stringente Bewertung nur vergleichend möglich ist.

Die Bewertung bezieht sowohl Firmeninformation als auch Information aus externen Quellen ein. Diese wurde in Firmenprofilen kompiliert und dient als Bewertungsbasis.
Der Fragebogen gibt die Selbsteinschätzung der Umweltperformance der Unternehmen wieder. Hier zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Firmen, die sich durch regionale und firmenkulturelle Unterschiede begründen lassen.

Die Firmen wurden aufgefordert, jede Frage mit Hintergrundinformationen zu dokumentieren. Dieser Schritt war nötig, da eine reine „Note“ aus der Selbsteinschätzung zu wenig Aussagekraft hatte für die bewertenden Wissenschaftler. Ein Beispiel ist die Frage nach Umweltrichtlinien: die Information daß eine Firma solche Richtlinien hat, reicht für eine Bewertung nicht aus, weil v.a. der Inhalt der Richtlinien wesentlich ist.

Bewertet wurde daher in erster Linie das Dokumentationsmaterial zum Fragebogen, während die Selbsteinschätzung als firmeninternes Instrument gedacht ist. Ein interessanter Aspekt ist der Vergleich der Eigenbewertung mit der des HUI. Je nach Fragestellung zeigen sich Abweichungen von bis zu 250%. Vergleicht man verschiedene Firmenbewertungen, zeigen sich Unterschiede in der Größenordnung von 135%.

 

3 Die 2.Top50-Studie

In den folgenden Tabellen 1-4 werden die Resultate des zweiten Rankings dargestellt. Die Firmen wurden in die 4 Gruppen „Proaktive“, „Aktive“, „Reaktive“ und „Passive“ eingeteilt.
 


Proactive

Company Main industry I II III IV V VI VII VIII IX X Total points
Johnson&Johnson Mix l l l l l l l l l l 296
Henkel KGaA Mix l l l l l l l l l l 288
3M Mix l l l l l l l l l l 284
Procter&Gamble Company Consumer l l l l l l l l l l 267
Dow Chemical Company Base l l l l l l l l l l 243
Baxter International Inc. Health l l l l l l l l l l 231
Ciba-Geigy Base l l l l l l l l l l 228
Unilever N.V. Consumer l l l l l l l l l l 226
Bristol-Myers Squibb Company Health l l l l l l l l l l 216
DuPont Inc. Base l l l l l l l l l l 211

 

l
0-20%
l
20-40%
l
40-60%
l
60-80%
l
80%-100%

Prozentsätze geben die erreichte Punktzahl in Abhängigkeit von der möglichen Punktzahl an.
 


Active

Company Main industry I II III IV V VI VII VIII IX X Total points
Eli Lilly Pharma l l l l l l l l l l 199
Elf Atochem Base l l l l l l l l l l 192
Degussa Base l l l l l l l l l l 190
Norsk Hydro Base l l l l l l l l l l 182
Hüls Base l l l l l l l l l l 181
GlaxoWellcome plc Pharma l l l l l l l l l l 181
Schering Pharma l l l l l l l l l l 179
Union Carbide Corp. Base l l l l l l l l l l 177
Monsanto Company  Base l l l l l l l l l l 174
W. R. Grace&Co. Consumer l l l l l l l l l l 173
Toray Industries, Inc. Base l l l l l l l l l l 171
Quantum Chemical Company Base l l l l l l l l l l 171
Bayer Base l l l l l l l l l l 168
Showa Denko K.K. Base l l l l l l l l l l 167
BASF Base l l l l l l l l l l 165
DSM N.V. Base l l l l l l l l l l 165
Shell Chemical Company Base l l l l l l l l l l 164
Rohm and Haas Company Base l l l l l l l l l l 163
Hoechst Base l l l l l l l l l l 161
SmithKline Beecham plc Pharma l l l l l l l l l l 161
ICI plc Base l l l l l l l l l l 160
Chevron Corp. Base l l l l l l l l l l 160

 

l
0-20%
l
20-40%
l
40-60%
l
60-80%
l
80%-100%

Prozentsätze geben die erreichte Punktzahl in Abhängigkeit von der möglichen Punktzahl an.
 


Reactive

Company Main industry I II III IV V VI VII VIII IX X Total points
Eastman Chemical Company Base l l l l l l l l l l 150
Solvay S.A. Base l l l l l l l l l l 149
Montecatini Base l l l l l l l l l l 148
Akzo Nobel N.V. Base l l l l l l l l l l 146
PPG Industries, Inc. Base l l l l l l l l l l 145
Hoffmann-LaRoche Pharma l l l l l l l l l l 144
Mobil Chemical Co., Inc. Base l l l l l l l l l l 143
Sandoz Mix l l l l l l l l l l 143
Takeda Chemical Industries Ltd. Pharma l l l l l l l l l l 142

 

l
0-20%
l
20-40%
l
40-60%
l
60-80%
l
80%-100%

Prozentsätze geben die erreichte Punktzahl in Abhängigkeit von der möglichen Punktzahl an.
 


Passive

Company Main industry I II III IV V VI VII VIII IX X Total points
BP Chemicals Ltd. Base l l l l l l l l l l 135
Merck&Co., Inc. Pharma l l l l l l l l l l 135
Amoco Corp. Base l l l l l l l l l l 134
The BOC Group Base l l l l l l l l l l 133
Sekisui Chemical Co., Ltd. Consumer l l l l l l l l l l 131
Colgate-Palmolive Company Consumer l l l l l l l l l l 130
Occidental Chemical Base l l l l l l l l l l 128
GE Plastics B.V. Base l l l l l l l l l l 123
Tosoh Corp. Base l l l l l l l l l l 118

 

l
0-20%
l
20-40%
l
40-60%
l
60-80%
l
80%-100%

Prozentsätze geben die erreichte Punktzahl in Abhängigkeit von der möglichen Punktzahl an.

Die Tabellen zeigen auffällig die große Gruppe im mittleren Bereich. Dieser „Responsible Care-Bauch“ wird von Firmen gebildet, die Responsible Care als Mindestmaßnahmen-Programm befolgen. Viele dieser Unternehmen geben sich damit nach außen hin den Anstrich von Umweltaktivität, sind aber von „environmental sustainability“ noch weit entfernt. Aufgrund nur geringer Punktunterschiede in diesem Bereich ist lediglich die Einordnung am Anfang oder Ende der Gruppe von Bedeutung. Die einzelnen Plazierungen sind hier nur bedingt aussagekräftig.

Die Unternehmen der proaktiven Gruppe sind stark daran interessiert, ihren Vorsprung vor dem Mittelfeld zu wahren. Kennzeichnend für diese Gruppe ist ihre Innovations- und Diskussionsbereitschaft. Das Erreichen von maximal 290 der möglichen 500 Punkte macht jedoch deutlich, daß auch hier noch großer Handlungsbedarf für Verbesserungen besteht.
Bei einigen Firmen muß vermutet werden, daß ihre Umweltperformance real besser ist als sie dies nach außen darstellen können oder wollen. Es handelt sich dabei um Toray, Rohm&Haas, Hoffmann-LaRoche, BP Chemicals, GE Plastics, Quantum und Merck. Diese Firmen sind zurückhaltend bei der Kommunikation von umweltrelevanten Informationen.

Die Unternehmen der reaktiven Gruppe sind bestrebt, Anschluß an das Minimalniveau von Responsible Care zu finden. Viele Unternehmen, die sich bislang eher passiv verhalten haben, versuchen jetzt zumindest zu den Minimalstandards aufzuschließen.

Wie schon kurz erwähnt, werden Firmen, die weder in der Lage sind ihre Umweltaktivitäten zu dokumentieren noch dem Hamburger Umweltinstitut in irgendeiner Weise ihre Umweltaktivitäten zu kommunizieren, in der Negativliste als nicht zu bewertende Firmen geführt. Abbott als Spezialfall hat den Fragebogen zwar ausgefüllt, aber aufgrund unzureichender Hintergrundinformation konnte die Umweltperformance der Firma trotzdem nicht beurteilt werden. Die Negativliste findet sich in Tabelle 5.
 

Abbott Laboratories L’Air Liquide
Aijnomoto Co., Inc. Mitsubishi Chemical
American Home Products Corporation Pfizer Inc.
Asahi Chemical Industry Co., Ltd. Rhône-Poulenc
Dainippon Ink & Chemicals, Inc. Schering-Plough Corp.
EniChem S.p.A. Sumitomo Chemical
Exxon Chemical Company Warner Lambert Company
Kao Corporation  

Tab. 5: Negativliste: Firmen bei denen eine Bewertung der Umweltleistung wegen   mangelnder Information nicht möglich war.

 

4 Allgemeine Ergebnisse der 2.Top50-Studie

Neben der unternehmensspezifischen Auswertung ist durch die Anlage der Untersuchung die Möglichkeit gegeben, einige Ergebnisse über die chemische und pharmazeutische Industrie um allgemeinen abzuleiten.

Das Ranking zeigt z.B. deutlich, daß auch Unternehmen, die vorwiegend Grundchemikalien herstellen, zur proaktiven Gruppe gehören. Die Befürchtung einer per se negativen Bewertung dieser Herstellergruppe im Vergleich zu Verbrauchsgüterherstellern ist somit nicht gerechtfertigt.
Im folgenden werden die wichtigsten Ergebnisse des Projektes, gegliedert nach Themenbereichen im Fragebogen, dargestellt.

4.1 Umweltbezogene Unternehmenspolitik und ihre Umsetzung in den strategischen Langzeitzielen

Standards für umweltbezogene Unternehmensrichtlinien werden zumeist von US- amerikanischen Firmen gesetzt. Das Responsible Care-Programm (in Deutschland „Verantwortliches Handeln“) ist ein wichtiger Einflußfaktor auf Unternehmensrichtlinien. Dieses Programm wurde von Europa und Japan nach der Einführung in Kanada und den USA übernommen. Es ist festzustellen, daß viele Firmen die sechs „Management Codes“ des Responsible Care Programms als Substitut für eigene Umweltrichtlinien betrachten. Nach Meinung des Hamburger Umweltinstituts genügt dies jedoch nicht, die „Management Codes“ müssen vielmehr in unternehmensspezifische Richtlinien umgesetzt werden. Weiterhin enthalten die sechs „Management Codes“ keine Verpflichtung zur Einhaltung weltweit gleicher Standards, welche für eine gute Umweltperformance auf Konzernebene wichtig ist (siehe auch 4.2).

Firmen, die sich nur auf ihre Beteiligung am Responsible Care-Programm beziehen, befinden sich folglich nicht in der proaktiven Gruppe, auch wenn sie bereits einen relativ hohen Umsetzungsgrad der vom Programm vorgegebenen „Management Principles“ erreicht haben. Ein Beispiel dafür ist Union Carbide: die Firma kommuniziert in einer sehr verständlichen Form eine umfassende Einführung der 106 „Management Principles“, trotzdem ist ihre allgemeine Umweltperformance durchschnittlich.

Andere Firmen hatten bereits eigene Umweltrichtlinien und -programme, bevor externe Programme in diesem Bereich aufgestellt wurden. Als Beispiel für diese Art der Integration von externen und internen Programmen kann Bristol-Myers Squibb genannt werden, wo die 16 Prinzipien der ICC-Charta in Kombination mit bereits existenten internen Richtlinien in firmenspezifische Prozeduren umgesetzt wurden.

Strategische Langzeitziele im Umweltbereich werden stark von (staatlichen) Programmen zur Abfall- und Emissionsreduktion beeinflußt. Viele Firmen haben nur in diesen Bereichen Umweltziele, nicht aber mit Bezug zur Produktoptimierung. Wenn Ziele in den Bereichen Abfall- und Emissionsreduktion nur quantitativ formuliert sind, kann das zur Einführung von End-of-Pipe-Technologien führen. Hier bedarf es einer Integration qualitativer Aspekte, um eine Reduktion von Emissionen an der Quelle zu bevorzugen. Zusätzliche Ziele in anderen Bereichen sind hauptsächlich kurz- und mittelfristig.

Fast alle Firmen bezeichnen ökologische und ökonomische Ziele zumindest formell als gleichrangig. Meßbare Umweltziele, die über gesetzliche Anforderungen hinausgehen, können als ein Indikator für die Realität dieser Gleichrangigkeit gesehen werden.

4.2 Weltweite Einheitlichkeit von Umweltstandards

Dieser Themenbereich des Fragebogens beschäftigt sich mit regionalen Differenzen in firmenspezifischen Umweltstandards für Produkte und Produktion. Auch hier ist festzustellen, daß weltweit gleiche Umweltstandards vor allem von US-amerikanischen Firmen eingehalten werden.
Etwa ein Drittel aller Firmen stellt ihre Produkte unter Beachtung der gleichen Umweltstandards für alle Produktionsstätten weltweit her. Dies bedeutet, daß in jedem Fall ein hoher Firmenstandard zum Einsatz kommt, der (auch z.B. in Deutschland) das Niveau der lokalen Gesetzgebung erreicht. Die restlichen Firmen befolgen vorwiegend die jeweilige lokale Gesetzgebung an jedem Produktionsstandort.

Das Problem das hierbei auftritt ist, daß viele Schwellen- und Entwicklungsländer momentan das Niveau der einzuhaltenden Umweltgesetze eher den Firmenwünschen als den ökosystemaren Notwendigkeiten anpassen. Diese Politik kann zu unterschiedlichen Standards für Produkte oder Prozesse führen. So verkaufen z.B. Asta Medica (Degussa) im Pharmasektor oder Bayer im Pestizidbereich Produkte in Entwicklungsländern, die im Stammland nicht verkauft werden und nicht zugelassen sind. Im gleichen Zusammenhang steht die Beobachtung, daß z.B. Bayer und Hoechst ihre gentechnische Forschung und vor allem Freilandexperimente mit gentechnisch veränderten Pflanzen in Länder verlagern, wo die spezifische öffentliche Wahrnehmung weniger kritisch ist als im Stammland.

4.3 Umweltmanagement-Systeme

Die meisten Firmen haben erste Schritte zur Implementierung eines Umweltmanagementsystems (UMS) unternommen oder haben bereits ein solches einführt. Ein UMS kann als eine grundlegende Voraussetzung für eine ökologische Optimierung von Produkten und Produktion gesehen werden. Allerdings garantiert ein UMS per se noch nicht die ökologische Verträglichkeit von Produkten und Produktion. Tatsächlich bedienen sich viele Firmen ihrer UMS lediglich zur Erfüllung und Einhaltung gesetzlicher Vorschriften und nutzen nicht ihre volle Möglichkeiten aus.
Eine umweltverträgliche Entwicklung kann nur durch die Umsetzung aller relevanten Aspekte im Managementsystem erreicht werden. Es ist daher besonders wichtig, daß das UMS sich auf Produkte, die Erfassung und Bewertung ihrer Umwelteinwirkungen, wie auch auf F&E für neue Produkte ausgedehnt wird. In vielen Fällen wird der Bezug des UMS zu den Produkten noch vernachlässigt.

Die Effizienz - gemessen an der ökologischen Optimierung der Produkte - vieler UMS muß sich noch zeigen. Dies gilt vor allem für Firmen wie Monsanto, Union Carbide, Dow Chemical und Unilever. Auch z.B. Degussa und Hüls haben, auf Druck von außen reagierend, recht umfassende UMS eingeführt. Auch hier bleibt die Auswirkung auf das Produktportfolio abzuwarten.
Eine Verantwortung für Umweltbelange auf höchster Ebene ist in den meisten Firmen gegeben. Viele Verantwortliche für Umwelt sind gleichzeitig verantwortlich für die Bereiche Sicherheit und Gesundheit. Es gibt auch Modelle in denen die Verantwortlichkeit für Umweltaspekte mit derjenigen für F&E oder anderen Abteilungen gepaart wird. Sehr wenige Firmen haben eine Person oder eine Institution, die nur für Umweltaspekte zuständig ist. Kombinationsmodelle den Vorteil, daß die verantwortliche Person ggf. einen größeren Handlungsspielraum hat, es können aber auch Zielkonflikte zwischen den einzelnen Abteilung entstehen. Generell gesehen ist eine nur für Umweltaspekte zuständige Stelle im Unternehmen sicherlich ein positives Zeichen für die Relevanz des Themas, sowohl nach innen wie auch nach außen.

Entscheidungen werden in den meisten Fällen zumindest in einem Konsensusverfahren getroffen, in welches der Umweltmanager einbezogen wird. Dies gilt vor allem wenn es sich um größere Investitionen handelt. Einige Umweltmanager haben ein aktives Vetorecht bezüglich Investitionen, Produktionsprozessen und Produkten, was bedeutet, daß der Umweltmanager z.B. einen Produktionsprozeß stoppen kann wenn eine relevante Negativauswirkung auf die Umwelt zu befürchten ist. Ein solches Vetorecht ist sehr proaktiv und effizient, es sei denn, das Zitat einer Firma zum Thema trifft zu: „Der Umweltmanager kann einen Prozeß zwar stoppen, aber er kann es nur einmal tun.“.

Firmeninterne Information über Produkte und Inhaltsstoffe ist in den meisten Firmen in Form von Sicherheitsdatenblättern (SDB) vorhanden, die zumeist gesetzlich vorgeschrieben sind. Allerdings muß darauf hingewiesen werden, daß die Qualität der verschiedenen SDB bezüglich ihrer Aussage über umweltrelevante Fakten stark differiert. Umweltbezogene Information über ein Produkt ist in den meisten Fällen sehr limitiert oder das Produkt wird nur ungenügend in seinem umweltrelevanten Gesamtzusammenhang dargestellt. Darüber hinausgehend haben einige Firmen interne Datenbanken erstellt, die umweltrelevante Information über Produkte und Inhaltsstoffe allen Abteilung zur Verfügung stellen. Andere Firme bevorzugen für diese Funktion lebende Expertensysteme, bei denen umweltrelevante Information von einer spezifischen, mit dem entsprechenden Wissen ausgestatteten, Stelle gesammelt und abgerufen wird. Der Vorteil von lebenden Expertensystemen ist, daß abgefragte Information jeweils mit notwendigen Hintergrundinformationen und Erklärungen versehen werden kann.

Programme für die interne Information und Ausbildung in bezug auf Umweltaspekte sind wesentlich für die Akzeptanz und Einbindung des Themas auf allen Ebenen des Unternehmens. Eine effizientes und oft benutztes Instrument ist ein spezifisches Vorschlagswesen, welches oft mit der Möglichkeit, Preise zu gewinnen, verbunden ist. Ein umweltbezogenes Vorschlagswesen ist deswegen effizient, weil die Mitarbeiter die täglich mit einem Prozeß arbeiten, in der Regel am meisten Verbesserungspotential sehen können, wenn sie für Umweltaspekte sensibilisiert sind. Das Ausmaß interner Umweltschutzmaßnahmen unterscheidet sich sehr stark von Firma zu Firma, und reicht von Recycling des Büropapiers über Car Sharing-Modelle bis hin zu
Ausbildungsmaßnahmen.

Ein positives Beispiel in diesem Bereich gibt Eastman Chemical mit dem Angebot eines speziellen Ausbildungsprogrammes für „Environmental Operations“. Es zeigen sich große Unterschiede in der Denkhaltung von Firmen mit einer guten und solchen mit einer durchschnittlichen oder schlechten Umweltperformance. Ein Beispiel dafür ist die Internalisierung von externen Kosten. Externe Kosten bezeichnen Beeinträchtigungen öffentlicher Güter, die nicht durch den Verursacher bezahlt werden. Es gibt heute noch keine allgemein akzeptierten Systeme zur Berechnung externer Kosten. Der proaktive Ansatz wird von Firmen wie Ciba-Geigy, 3M und Henkel angewendet. Diese Firmen sehen die Relevanz der Kosteninternalisierung und tragen aktiv zur Entwicklung entsprechender Berechnungssysteme bei. Der passive Ansatz hingegen sagt, unter Hinweis auf die fehlenden, allgemein akzeptierten Systeme, daß eine Berechnung von externen Kosten schlicht unmöglich ist. Viele passive Firmen waren mit dem Thema gar nicht vertraut.
Im Bereich Kosteninternalisierung besteht großer Handlungsbedarf, vor allem durch die in der chemischen Industrie weit verbreitete Kombination von Lean Production (schlanke Produktion, geringere Integrationstiefe der Fertigung) und Global Sourcing (globaler Beschaffung). Diese Kombination führt zu einer starken Externalisierung von Umweltkosten, was z.B. im Transportbereich sehr deutlich wird: Produkte oder Inhaltsstoffe werden billiger hergestellt, etwa in Schwellenländern, die Transportdistanz wird aber wesentlich erhöht. Dies fällt zwar ökonomisch nicht so sehr, ökologisch dafür aber um so mehr ins Gewicht.

4.4 Entwicklung von umweltverträglicheren Produkten

Generell kann gesagt werden, daß für die Umsetzung von ökologisch verträglicheren Lösungen, also der Optimierung von Produkten oder Prozessen, ein ökonomischer Gewinn ein wichtiger Faktor ist. Nur sehr wenige Firmen haben z.B. standardisierte längere Pay- Back-Perioden für ökologisch optimierte Produkte um deren Markterfolg zu sichern. Beispiele für Optimierungsprozesse können im Bereich der Verpackungen, wo Anstrengungen für Recycling und Verminderung unternommen werden, im Bereich der Reduktion des Ressourceneinsatzes, wo Anstrengungen hin zu Konzentraten oder zu einer geringeren Anzahl an Inhaltsstoffen, und im Bereich der Abfallverminderung, wo Müllbeseitungskosten bereits in der Entwicklungsphase berücksichtigt werden, gefunden werden.

Viele Firmen haben begonnen, Life Cycle Assessments (LCA, Lebenszyklusanalysen) für neue Produktentwicklungen durchzuführen. Die geringe Anzahl ökologisch optimierter Neuprodukte läßt allerdings darauf schließen, daß LCAs noch nicht in einer Form praktiziert werden, die Produktoptimierung einschließen würde. Ökologische Produktoptimierung wird von vielen Produktionsstätten der Konzerne in Schwellenländern als große Chance zu ökonomischem Wachstum gesehen, wie dies etwa für die Niederlassungen von Unilever in Malaysia und Indonesien der Fall ist.

Umweltmanagementzertifikate wie das Öko-Audit der EU oder ISO 14000ff werden größtenteils kürzerfristig als Wettbewerbsvorteile und längerfristig als Notwendigkeit gesehen. Ob diese Zertifikate allerdings einen wesentlichen Einfluß auf die ökologische Qualität von Produkten und Prozessen haben, hängt weitgehend von der firmenspezifischen Umsetzung der verlangten Maßnahmen ab, da ein konkreter Produktbezug in den entsprechenden Normen wenig ausgebildet ist.

Es gibt allerdings einige wenige Firmen, die erkannt haben, daß Umweltaspekte ein Teil der Produktqualität darstellen und dies in entsprechenden Systemen umgesetzt haben. So kombinierte etwa Procter&Gamble Umweltaspekte mit dem Total Quality Management System und kreierte ein TQEM-System (Total Quality Environmental Management System) mit Produktbezug.
Auch im Produktbereich gibt es große Unterschiede zwischen Firmen mit eher kurzfristigen und solchen mit längerfristigen Konzepten. Charakteristika eines proaktiven, langfristigen Ansatzes sind etwa: Reduktion von Umweltbelastungen an der Quelle, Optimierung durch Produktdesign, Internalisierung von Umweltkosten, geschlossene Kreisläufe für Materialien und Produkte, Servicekonzepte und Umweltaudits. Ein weiterer Indikator der Bemühung um eine bessere Umweltperformance ist die Elimination von Schadstoffen wie z.B. FCKWs. Hier gibt es große Unterschiede in der Geschwindigkeit mit der der Eliminationsprozeß in den einzelnen Firmen vorangetrieben wird.

Es gibt allerdings auch negative Beispiele. Die Aktivitäten von Dow Chemical und PPG in der Chlorchemie müssen sehr negativ beurteilt werden. Das von Degussa produzierte Cyanid wird zum Goldabbau benutzt, was Umweltschäden verursacht. Auch gibt es nach wie vor viele PVC-Produzenten, die jegliche Umwelt- und Gesundheitsbeeinträchtigungen durch ihr Produkt zurückweisen. Einige dieser Produzenten haben ihre Produktionskapazität wesentlich erhöht oder versuchen sich im Bereich des PVC-Recyclings zu etablieren.

4.5 Nachhaltige Prozeßoptimierung

Viele Firmen haben in den letzten 3 Jahren große Fortschritte in der Emissions- und Abfallreduktion gemacht. Der Grund dafür liegt in gestiegenen gesetzlichen Anforderungen, aber auch in höheren Firmenstandards. Diese Reduktionen wurden mehrheitlich über den Einsatz von End-of-Pipe-Technologien möglich. Der Umstand, daß es vielen Firmen nicht möglich war, Emissions- und Abfallreduktionsraten der letzten 10 Jahre anzugeben, zeigt die Neuartigkeit dieser Entwicklung, die ebenfalls zu hohen Reduktionsraten beiträgt. Einige Firmen müssen trotz tieferer Reduktionsraten als proaktiv eingestuft werden, da hier viel früher Emissionsreduktionsprogramme eingesetzt wurden und dies der Hauptgrund für die vergleichsweise tieferen Raten in der aktuellen Erhebung ist. Im Zusammenhang mit Emissionen muß erwähnt werden, daß in Einzelfällen, wie BP Chemicals, europäische Firmen freiwillig das Berichterstattungsformat aus dem US-amerikanischen Toxic Release Inventory übernommen haben. Dies ist als proaktiv zu sehen, da es eine vergleichsweise umfassende Information der Öffentlichkeit gewährleistet.

Die meisten Firmen verwenden keine erneuerbaren Materialien. Erste Ansätze gibt es bei Henkel und Unilever im Bereich Tenside. Zur Energieerzeugung nutzen z.B. BASF und viele andere Müllverbrennung für die Kogeneration von elektrischer und thermischer Energie. Das Problem dieser Methode ist, daß nur ein kleiner Teil des verbrannten Materials effektiv in Wärme und Elektrizität umgewandelt werden kann, und daher Ressourcen verlorengehen. Regenerative Energien werden nur zu einem sehr geringen Teil verwendet.

Eine Frage in der Untersuchung beschäftigte sich mit dem Optimierungsbedarf eingesetzter Prozesse hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsbeeinträchtigungen. Baxter war eine der sehr wenigen Firmen, die angegeben haben, daß ein Teil ihrer Prozesse ökologisch optmierungsbedürftig ist. Die Fähigkeit zur Selbstkritik, die vielen Unternehmen vollständig abgeht, wird positiv bewertet.

Einige wenige Firmen, wie z.B. Bristol-Myers Squibb führen Audits ihrer Rohstofflieferanten und Transportunternehmen durch. Diese Übernahme von Verantwortung für die Produktion von Inputfaktoren ist noch nicht die Regel. Im Gegenteil, bei weniger proaktiven Firmen zeigt sich ein Trend zur Aufgabe der Produktion von umwelt- und gesundheitsgefährdenden Substanzen die als Inputfaktoren verwendet werden. Diese Firmen beziehen solche Substanzen neu von Drittherstellern und geben damit die gesamte Verantwortung für Herstellung und Transport ab.

Diese Entwicklung ist bedenklich, da die Produktion von umwelt- und gesundheitsgefährdenden Substanzen oft an Unternehmen in Schwellen- oder Drittweltländer verschoben wird.
Basierend auf den oben beschriebenen Entwicklungen wird deutlich, daß fast keine Chemiefirma mehr unabhängig ist. Es kommt zu einer kartellähnlichen Zusammenarbeit über die Verbindung der Produkte, d.h. über Lieferanten- und Abnehmer-Beziehungen. Diese Entwicklung kann für die Etablierung von „industrial sustainability“ nachteilig sein, wenn unter Anwendung von minimalen Umweltstandards produziert wird. Es besteht hier aber auch die große Chance,
Zusammenschlüsse zur Herstellung von Produkten unter Berücksichtigung spezifisch hoher Umweltkriterien zu bilden.

4.6 Informationspolitik

Der Kommunikations- und Diskussionsstil der Chemiekonzerne wurde in den letzten Jahren freundlicher und vor allem viel sachlicher. Umweltthemen sind nicht mehr länger ein rotes Tuch für die meisten Firmen. Einige Firmen zeigen reales Interesse an der ökologischen Optimierung ihrer Produkte, was sich in konstruktiven Diskussionen im Rahmen der Studie niederschlägt. Mit der Einführung von Umweltmanagementsystemen kann allerdings bei einigen Firmen auch ein Relevanzverlust von Umweltthemen beobachtet werden, da eine Bürokratisierung stattfindet. In vielen Fällen sind Firmen der Überzeugung, daß sie mit der Einführung eines Umweltmanagementsystems schon den größten Schritt zur Umweltverträglichkeit getan haben.
Die interne und externe Dokumentation von Umweltaktivitäten der Firmen wird immer noch in vielen Fällen als PR-Kampagne gesehen, z.B. enthalten viele Umweltberichte - mit einigen positiven Ausnahmen - immer noch wenig konkrete Fakten und Zahlen. Diese Art der Imagedarstellung scheint in einigen Fällen auch auf die eigene Firma zu wirken.
Kritische Bereiche, wie z.B. Altlasten, werden extern zumeist nur soweit als gesetzlich vorgeschrieben dokumentiert. In den USA z.B. ist in solchen Bereich die Informationspflicht klar unter dem Right-to-Know-Act geregelt. Es gibt allerdings starke Tendenzen, Unfälle oder Fehler eher zu verdecken als offen zu kommunizieren.

Die US-Firmen haben teilweise Systeme implementiert, die zu einem offeneren Dialog mit der Öffentlichkeit und vor allem mit der Nachbarschaft einer Produktionsstätte führen können. Der Einbezug von Gemeinden in relevante Diskussionen ist Teil des Community Awareness and Emergency Response (CAER) Programms im Rahmen von Responsible Care. CAER ist in den USA mit der besteingeführte Teil des Responsible Care Programmes. Eine steigende Anzahl von „Tage der offenen Tür“ in Niederlassungen und sogenannten „Community Advisory Panels“, in denen firmenexterne Vertreter der Gemeinden und der Bevölkerung in Diskussionen einbezogen werden, dokumentiert diese Entwicklung deutlich. Auch in Europa gibt es Ansätze dazu: so organisiert z.B. Akzo Nobel regelmäßige „Tage der offenen Tür“ und Solvay hat den „Ökotisch Berlin“ initiiert, der regelmäßig Wissenschaftler, Behördenvertreter, Umweltgruppen und Industrievertreter zwecks Diskussion von Umweltschutzthemen zusammenbringt.

4.7 Umgang mit Abfällen und Rücknahme von Produkten

Da die Müllentsorgungskosten stark angestiegen sind, wurde Abfallvermeidung in vielen Firma bereits als Ziel formuliert. Falls keine interne Weiterverwertung und kein Recycling möglich ist, wird Müll meist verbrannt. Mülldeponien werden meist nur genutzt wenn eine Verbrennung nicht möglich ist. Die ökologisch kritische Deep-Well Injection wird immer noch von ungefähr 10 Firmen angewendet, z.B. von BP Chemicals, und dient zur Entsorgung flüssiger Abfälle.
Externe Entsorgungsunternehmen werden in vielen Fällen von den Firmen überprüft und auditiert. Z.B. 3M hat umfassende Checklisten dazu entwickelt. Diese Audits sind vor allem für die Entsorgung von Sonderabfällen und für die Entsorgung von Abfällen in Entwicklungsländern sehr wichtig. Fast alle Firmen garantieren schriftlich, daß sie keinen Müll exportieren. Es gibt einige positive Ausnahmen, wo „Müllexport“ dann stattfindet, wenn in einem Land nicht die notwendigen Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen.

Viele der Chemiefirmen sind heute im Plastikrecycling vertreten. Bei den meisten eingesetzten Verfahren handelt es sich allerdings um ein Downcycling, d.h. das rezyklierte Material ist von schlechterer Qualität als das Ausgangsmaterial (typisches Beispiel: Parkbänke aus vordem höherwertigen Plastikabfällen). Die häufig zum Einsatz kommende Methode des chemischen Recyclings bedingt einen hohen Energieeinsatz und führt zu problematischen Reststoffen.
Ökologische Verbesserungen im Verpackungssektor beinhalten eine ökonomische Komponente und dienen auch der Imagepflege, sie sind daher sehr populär. Die größten Potentiale werden momentan bei der Reduktion des Verpackungsvolumens und der Substitution gewisser Materialien ausgeschöpft. Der Anteil an rezyklierten Materialien die zu Verpackungszwecken verwendet werden beträgt zur Zeit 20-25%. Der Einsatz von biologisch abbaubaren Verpackungen ist noch relativ schlecht entwickelt.

4.8 Verhinderung von Umweltstörfällen

Wie schon erwähnt gibt es große Anstrengungen das CAER-Programm umzusetzen. Dies umfaßt aktive „Emergency Response Units“ für alle Produktionsstätten sowie einen engen Kontakt zu den lokalen Behörden. Viele Firmen beteiligen sich an Informationsprogrammen zum Gefahrguttransport, die entlang stark befahrener Transportwege organisiert werden und Schulungen über die bei Unfällen notwendigen Maßnahmen beinhalten.
Die Firmenstrategien zur Unfallverhütung haben ihren Schwerpunkt auf Sicherheitsmaßnahmen, nicht auf der Umstellung und dem Re-Design von Prozessen. Auch in diesem Bereich zeigen betriebliche Vorschlagswesen gute Resultate. Verstärkte Sicherheitsmaßnahmen können Unfälle aber nur begrenzt verhindern.

4.9 Sanierungsprogramme

Viele Firmen sind der Ansicht, daß existierende gesetzliche Regelungen eine schnelle Sanierung von Altlasten verhindern. In den USA bewirken die Superfund-Vorschriften einen starken Anstieg an zur Sanierung benötigten Ressourcen. Diese Verzögerung bedeutet natürlich eine zusätzliche Gefahr für die Umwelt, da die Sanierung verzögert wird.

Wenn Teile eines Firmengeländes kontaminiert sind, liegt es natürlich im Interesse der Firma die Auswirkungen zu limitieren. In vielen Fällen wird die Kontamination im Sinne einer akuten Gefahrenabwehr zunächst versiegelt, um eine Behinderung der laufenden Produktion durch Sanierungsaktivitäten zu verhindern. Die eigentliche Sanierung findet erst viel später statt.
Die ergriffenen Maßnahmen zur Verhinderung von Kontaminationen umfassen das ganze Spektrum von End-of-Pipe-Maßnahmen.

Diese Maßnahmen reichen von der Substitution von Untergrundtanks, oft nach der Entdeckung einer Leckage, durch oberirdische Tanks; zu Monitoringsystemen für Grundwasser und Luft, die in der Nachbarschaft von kritischen Produktionsstätten installiert werden. Änderungen in Prozessen, die die Notwendigkeit z.B. der Lagerung von umwelt- und gesundheitsgefährdenden Stoffen in großem Umfang unnötig machen würden, werden wenig in Betracht gezogen.

4.10 Externe Umweltaktivitäten

US-Firmen haben Aktivitäten in den Bereichen Naturschutz und Ausbildung im Umweltbereich begonnen und dokumentieren diese auch ausführlichst in ihren Umweltberichten. Bei europäischen Firmen sind solche externen Umweltaktivitäten, d.h. über das konkrete Geschäftsfeld der Firma hinausgehende Aktivitäten, noch nicht so populär.

Viele Firmen arbeiten sehr eng mit Forschungsinstitutionen an Universitäten zusammen oder unterstützen lokale Ausbildungsprogramme. Einige Firmen haben Maßnahmen zur Vermeidung von „greenwashing“, d.h. ökologischen Beschönigungen im Marketing, etabliert. Hier gibt es z.B. interne Definitionen von Marketing Claims mit Umweltbezug, welche zulässig sind, oder auch Prozeduren die eine Prüfung von Marketingclaims mit Umweltaussagen durch mehrere Abteilungen, inklusive der Umweltabteilung, nötig machen.

 

5 Die 3.Top50-Studie

Im Januar 1999 luden wir die Top50-Unternehmen zum dritten Mal dazu ein, sich an der Top50-Studie zu beteiligen. Die von den Unternehmen ausgefüllten Fragebögen gingen im Hamburger Umweltinstitut bis Ende März ein. Unsere Bewertung ging den Firmen Anfang Juni zu. Die Ergebnisse der Studie wurden in der Septemberausgabe 1999 des Manager Magazins veröffentlicht.

 

6 Zusammenfassung

Die chemische Industrie ist ein signifikanter Einflußfaktor für Umwelt und Gesundheit. Ihre Produktionsweise beinhaltet viele ökologische Risiken, und ihre Produkte sind weit verbreitet, da praktisch jeder Industriezweig sie als Rohstoffe benutzt. Eine wichtige Voraussetzung für eine "nachhaltige Entwicklung" sind Veränderungen hin zu neuen Produkten und Verfahren, die Umweltprobleme erst gar nicht entstehen lassen. An diesen Punkten setzt die Top50-Untersuchung an.

Dazu werden die Umweltaktivitäten der 50 umsatzstärksten Chemie- und Pharmaunternehmen der Welt anhand eines ausführlichen Firmen-Fragebogens inventarisiert und nach Sustainability-Kriterien bewertet. Die Unternehmen erhalten so Gelegenheit, ihre Umweltaktivitäten aus ihrer Sicht darzustellen. Weiterhin werden für die Beurteilung auch Informationen aus anderen Quellen recherchiert.

Zielsetzung der Top50-Untersuchungen ist es unter anderem, positive Beispiele über die Aktivitäten der Chemieindustrie hervorzuheben, um so einen Wettbewerbsprozeß zu unterstützen, der die Unternehmen veranlaßt, ihr Umweltverhalten weiter zu verbessern. Hierbei spielt der Diskussionsprozeß mit den Firmen und die Vermittlung von externen Anregungen sowie die Unterstützung von Personen und Unternehmen in der Industrie, die sich für ökologische Aspekte engagieren, ein wichtige Rolle. Die Veröffentlichung der Resultate kann außerdem als Informationsbasis zur Umsetzung von ökologischen Präferenzen für die Öffentlichkeit, Abnehmer und Investoren sowie zur Information von Hochschulabgängern dienen.

Die Top50-Untersuchung erfaßt und bewertet folgende Themenkomplexe:
 

  • umweltbezogene Unternehmenspolitik und ihre Umsetzung in den strategischen Langzeitzielen
  • Weltweite Einheitlichkeit von Produktions- und Umweltstandards
  • Umweltmanagement-Systeme
  • Entwicklung von umweltverträglichen Produkten
  • Nachhaltige Prozeßoptimierung
  • Informationspolitik
  • Umgang mit Abfällen und Rücknahme von Produkten
  • Verhinderung von Umweltstörfällen
  • Sanierungsprogramme
  • Externe Umweltaktivitäten

Die Ergebnisse der ersten Top50-Untersuchung erschienen in der Januarausgabe 1994 (1/1994) im Manager Magazin. Die Ergebnisse der zweiten Top50-Untersuchung wurden im Manager Magazin (5/1996), in Chemical & Engineering News (May 20/July 8, 1996) und im Haufe Verlag, UE - Umwelt und Energie (6/1996) veröffentlicht. Die Ergebnisse der dritte Studie wurden in der Septemberausgabe 1999 des Manager Magazins (9/1999) publiziert.

Generell gilt, daß umweltorientierte Themen für die Chemieunternehmen kein Tabu mehr sind. Die meisten Unternehmen haben mittlerweile ein Umweltmanagement-System eingerichtet. Von einer perfekten Umweltbilanz sind jedoch auch die Spitzenreiter noch weit entfernt.

 

7 Veröffentlichungen

Die Ergebnisse der 3.Top50-Studie werden in der Septemberausgabe 1999 des Manager Magazins (9/1999) veröffentlich werden. Die Ergebnisse der 2.Top50-Studie wurden im Mai 1996 im Manager Magazin (5/1996), im Haufe Verlag UE -Umwelt und Energie und teilweise in englischer Sprache in Chemical & Engineering News C&EN (20. Mai 1996 und 8. Juli 1996) veröffentlicht. Die Ergebnisse der 1.Top-Studie erschienen in der Januarausgabe 1994 des Manager Magazins (1/1994)

Bitte richten sie ggf. Ihre Bestellungen an folgende Adressen:

Manager Magazin (Issue 1 / 1994)    „Experimente in Grün“
Manager Magazin (Issue 5 / 1996)   „Sieg in Etappen“
Manager Magazin (Issue 9 / 1999)   „Chemische Reinigung“

Manager Magazin
Abonnement-Abteilung / Subscriptions
Postfach 111053
20410 Hamburg
Germany
Tel. ++ 49-40-3007-2357
Fax +49-40-3007-2247

Chemical & Engineering News C&EN (Issues May 20,1996 and July 8, 1996
„Environmental Performance Improves For Many Large Chemical Companies“
„Zero Emission Gathers Force As Global Environmental Concept“
Microforms & Back Issues Office
ACS, 1155-16th St., N.W.
Washington, D.C. 20036
USA
Tel. ++ 1-202-872-4376

Haufe Verlag: UE - Umwelt und Energie (No. 6/17.10.1996)
„Benchmarking im Umweltschutz: Das Top50-Projekt des Hamburger Umweltinstituts - Bewertung der Umweltperformance der weltweit größten Chemie- und Pharmafirmen“
Rudolf Haufe Verlag GmbH & Co KG
Postfach 740
79007 Freiburg
Germany
Tel. ++ 49-761-3683-145 (Redaktion / editional office „Umwelt und Energie“)
Fax ++ 49-761-3683-195

 

8 Bestellformular

Hier gehts zum Formular